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DAS
FORSCHUNGSPROJEKT
Für die Wissenschaftler Dr. Neil Glasser, Dr. Krister Jansson,
Aberystwyth Universität, Dr. Stephan Harrison, Oxford Universität,
mit Unterstützung von Raleigh International, war die Reise
zum San Rafael und Colonia Gletscher der letzte Teil einer langen
Forschungsreihe, um den Rückgang der Gletscher zu untersuchen,
die Gründe zu erforschen und die Konsequenzen für unsere
Umwelt abzuschätzen.
Ein neues Forschungsgebiet hat zum Ziel das Alter des Moränensystems
der Gletscher, die aus dem nordpatagonischen Eisfeld fließen,
zu bestimmen. Der Vergleich des Verhaltens der Gletschermündungen
in diesem Eisfeld kann Hinweise darauf geben, welche klimatischen
Phänomene die Ursachen für das Abschmelzen der Gletscher
sind, zum Beispiel die Rolle der warmen Meeresströmungen, wie
El Niño.
Während der Menschheitsgeschichte, hat das Volumen des Wassers,
welches im Gletschereis und Schnee gebunden ist, den größten
Einfluss auf die Höhe des globalen Meeresspiegel.
Wenn das Gletschereis sich auf dem Land bildet,
wird Wasser im Eis gebunden, und wenn die Gletscher zurückgehen,
wird dieses Wasser ins Meer abgegeben. Die Kernfrage daher ist mit
welcher Schnelligkeit die Gletscher zurückgehen und deren Einwirkung
auf den globalen Meeresspiegel.
Weltweit bilden die patagonischen Gletscher sich am schnellsten
zurück. Daher ist es sehr wichtig diesen dramatisch schnellen
Rückgang näher zu untersuchen. Um die aktuelle Situation
zu begreifen und Vorhersagen über den zukünftigen Verlauf
der Gletscherfluktuationen aufzustellen, muss zunächst die
Vergangenheit analysiert werden. Das Ziel der Forschungsreihe ist
es den Zeitpunkt festzustellen an dem der Gletscher die gesamte
Lagune ausgefüllt hat und die Moräne, die die Lagune umgibt,
gebildet wurde.
Um dies zu erzielen, wurden Sandproben aus der Vorderfront der Moräne
entnommen. Mit Booten sind wir jeden Morgen an verschiedene Stellen
entlang der Ufer der Lagune gefahren, um nach Stellen zu suchen,
die dafür geeignet sind. Rechts auf dem Bild sieht man so eine
Stelle, die eine steile Klippe aus sandigem Material zeigt.
Ein 25 cm langes Plastikrohr wird dann horizontal in die Klippe
gehämmert. Nach dieser nicht sehr leichten Aktion, denn das
Material ist oft ziemlich hart, wird das Rohr rundherum vorsichtig
ausgegraben. Danach wird es an beiden Seiten gut verschlossen und
in lichtundurchlässiger Plastikfolie eingepackt, denn an die
Sandprobe darf kein Licht kommen. Im Labor werden später die
Quarzpartikel in einer Dunkelkammer aus der Sandprobe selektiert
und mit einer neuen Technologie, die sich Luminescence nennt, kann
bestimmt werden, wann diese Quarzpartikel zum letzten Mal dem Licht
ausgesetzt waren. Somit wird der Zeitpunkt bestimmt, wann der Gletscher
diese Erdmassen hier abgelagert hat.
Die Wissenschaftler schätzen, dass dies
vor 3000–6000 Jahren der Fall war. Gute Proben zu bekommen
war sehr schwierig, da die Moräne sehr stark bewachsen ist
und einige Stellen einfach zu hart waren, um dort eine Plastiktube
einzuhämmern, so dass wir viel Zeit auf dem kalten Wasser verbracht
haben, um nach geeigneten Plätzen zu suchen.
Doch die Sandprobe allein war noch nicht alles. Wir haben auch tausende
von Steinen von den jeweiligen Orten, wo die Proben entnommen wurden,
gesammelt und teilweise aus den Klippen gegraben und diese von drei
Seiten vermessen. Es ist unglaublich, was ein Erdkundler durch die
Steine erfahren kann. Es wird nämlich festgestellt wie der
Stein hierher transportiert wurde, was wichtig zu wissen ist, um
den Kontext der entnommenen Probe festzuhalten. Denn eine Probe
ohne Kontextbeschreibung kann nicht mit anderen Proben verglichen
werden.
Ebenfalls haben wir Profile der Moräne gemacht, indem wir querfeldein
durch den dichten Dschungel über die Moränenklippen geklettert
sind, was teilweise sehr gefährlich war, da durch den starken
Regen der Boden sehr glitschig war. Während dieser Schlacht
durch den Dschungel haben wir die Distanzen und Winkel der hinterlegten
Strecke gemessen. Diese Profile sind ebenfalls notwendig um den
Kontext zu begreifen und mit anderen Gletschern zu vergleichen,
um zu sehen ob sich global ähnliche Veränderungen ereignen.
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